Die Erfüllung der Normen allein garantiert noch keinen ausreichenden Schutz

Die Normen sind eine unerlässliche Grundlage der zertifizierten Schutzbekleidung. Sie legen die Mindestanforderungen an die Eigenschaften der Kleidung und die für die Zertifizierung durchzuführenden Prüfungen fest. Sie werden in internationalen Gremien im Rahmen eines komplexen Prozesses erarbeitet und stellen immer auch Kompromisslösungen unterschiedlicher Interessen dar. Leider kam es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zur Aufweichung der Anforderungen.

Dies gilt in besonderem Maße auch für die zentralen Normen EN ISO 11612 (Kleidung zum Schutz gegen Hitze und Flammen) und EN ISO 11611 (Schutzkleidung für Schweißen und verwandte Verfahren). Die Prüfung der Schwerentflammbarkeit erfolgt bei beiden Normen nach einer Vorbehandlung von nur 5 Wäschen und mit einer Normflamme von nur 4 cm Höhe. Diese Prüfung zu erfüllen, ist nicht schwierig. Erst nach mehreren Wäschen trennt sich i.d.R. „die Spreu vom Weizen“. Außerdem ist eine wesentlich schärfere Brennprüfung mit einer stärkeren Flamme erforderlich, um die Gefahren der Praxis ausreichend abzubilden.

Erfüllt eine Bekleidung diese Normen mit ihren für viele Bereiche zu schwachen Anforderungen, so bedeutet dies folglich noch nicht, dass die Mitarbeiter in der Praxis auch tatsächlich ausreichend geschützt sind. Für einen wirkungsvollen Schutz sind vielmehr hochwertige Gewebe erforderlich, deren Standards deutlich über der Norm liegen. Dazu gehört auch, dass der Gewebehersteller deren Einhaltung durch stringente Tests (u.a. mit einer Vorbehandlung von ca. 50 Wäschen und einer scharfen Brennprüfung) und engmaschige Kontrollen sicherstellt.

HUGO JOSTEN legt größten Wert auf maximale Sicherheit und damit Sicherheitsstandards, die deutlich über der Norm liegen. Aus diesem Grund werden in den Bereichen Multinorm, Schweißer- und Flammschutz sowie Chemikalienschutz nur ausgesuchte europäische Markengewebe mit hoher Qualität verwendet.

 

Die jeweils relevanten Normen, nicht möglichst viele Normen sind entscheidend

Multinorm-Bekleidung, die nach vier oder mehr Normen zertifiziert ist, liegt im Trend. Dies ist auch darin begründet, dass die Vielseitigkeit der Aufgaben und Einsatzbereiche im beruflichen Alltag zugenommen hat und der Wunsch besteht, dass die Mitarbeiter alle Tätigkeiten in derselben Schutzbekleidung ausführen können. Liegen verschiedene Einsatzbereiche mit unterschiedlichen Gefahrenpotenzialen vor, ist Multinorm-Bekleidung oftmals die richtige Wahl.

Ist dies jedoch nicht der Fall, ist vielfach eine auf die spezielle Tätigkeit maßgeschneiderte Schutzbekleidung mit weniger Normen die bessere Lösung. Ein Mehr an zertifizierten Normen bedeutet nicht zugleich auch ein Mehr an Qualität. Die Normen sagen zumeist nichts über die Haltbarkeit der Bekleidung aus. Außerdem verteuert die Realisierung vieler Normen das Produkt durch zusätzliche Zertifizierungskosten, teurere Gewebe, eine aufwendigere Verarbeitung und ggf. Folgekosten aus Nachbehandlungen. Schließlich führt sie teilweise zu Kompromissen bei der Ausgestaltung der Bekleidung und kann Komforteinbußen nach sich ziehen.

So muss z.B. ein Chemikalienschutz regelmäßig nachimprägniert werden, was mit entsprechenden Kosten verbunden ist. Er ist daher nur sinnvoll, wenn er auch tatsächlich benötigt wird. Bei Schweißerschutz-Anzügen, die nach EN ISO 11612 Code E (flüssige Eisenspritzer) zertifiziert sind, muss die Bekleidung zusätzliche Ausführungsmerkmale aufweisen. So müssen u.a. die Zollstocktaschen mit Patten versehen werden, die den Komfort reduzieren. Bei den meisten, auch schweren Schweißtätigkeiten ist jedoch eine Zertifizierung nach Code E nicht erforderlich.

Entscheidend ist, dass die Bekleidung für den jeweiligen Einsatzzweck den besten Schutz und eine optimale Funktionalität bietet. Die dafür relevanten Normen sollten zertifiziert sein. Bei der Auswahl der geeigneten Schutzbekleidung ist daher eine sorgfältige Prüfung der Einsatzbereiche und Gefahrenpotenziale erforderlich.

 

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